Kvaröy August 2010

Position Ferienhaus : 66° 29,5´Nord , 012° 57,6´Ost

Anfang August machte sich das goNorge Team, begleitet von 6 Freunden und Bekannten, auf den Weg an den Polarkreis,- genauer gesagt auf die Insel Kvaröy. Die schönen Erinnerungen an die Angelreise zu diesem Ziel im Vorjahr sorgten für ungetrübte Vorfreude. Dintur hat dieses Ziel im Programm.

Die Reise führte uns zuerst nach Kiel an den Skandinavien Kai. Die Superspartickets hatten wir zuvor unkompliziert bei Fährline.de geordert. Hier bestiegen wir die vielgepriesene Fähre „Color Fantasy“ der Colorline Reederei. Nachdem wir uns dort ausgiebig im Schwimmbad auf Deck 12 vergnügt und das Auslaufen aus der Kieler Förde aus dem wohltemperierten Whirlpool verfolgt hatten, begaben wir uns in unsere Kabinen um ein Auslaufbier zu trinken und die Zeit bis zum Beginn des Grand Buffets zu überbrücken.

Das Buffet war reichhaltig und lecker und verführte Jens und Robert zu mehr Gängen, als ihnen letztlich gut taten. Der einzige Wehrmutstropfen der Überfahrt, wen man ihn denn so nennen mag, war die Menschenleere Borddisco, die uns in Erstaunen versetze. Gerade hier hätten wir deutlich mehr erwartet.

Der Rest der Seereise verlief planmäßig und so erreichten wir ausgeschlafen und entspannt gegen 10.00 Uhr den Fähranleger in Oslo. Da wir genug Zeit für die Fahrt durch Norwegen hatten, konnten wir in aller Ruhe die vorbeiziehende Landschaft genießen und einige Pausen einlegen. Die kurze Nacht machte die Annährung Richtung Polarkreis fühlbar. Den Fähranleger in Stokkwagen erreichten wir drei Stunden vor Abfahrt der Fjordfähre. Die Sonne kam raus und schien vom fast wolkenlosen Himmel. Robert konnte sich nicht bremsen und twisterte sich einen Dorsch aus dem Hafenbecken. Ein jagender Seelachsschwarm im glasklaren Wasser war ein gutes Vorzeichen für unseren Urlaub.  Die Insel erreichten wir letztlich Freitag gegen Mittag. Nach dem obligatorischen Einräumen der spitzenmäßigen Häuser und auftackeln des Angelgeräts machten wir uns auf den Weg zur ersten Ausfahrt mit unseren drei 19 Fuss/ 50 Ps Kaasboll Aluminiumbooten. Diese waren wieder top ausgestattet und genügend Reservesprit stand schon für uns bereit.

Leider blieb das erste Anpilken hinter den Erwartungen zurück.  Bis auf ein paar kleine Dorsche, einem stattlichen Seelachs und einem guten Pollack konnten keine nennenswerten  Fische gelandet werden. Eine mögliche Erklärung der Beissflaute könnte die Gewitterfront und der damit verbundene Wetterwechsel sein, der sich am Abend vollzog. Da fiel es nicht schwer abzubrechen und ins Bett zu gehen,- die lange Reise steckt ja doch immer in den Knochen,- so gut sie auch verläuft..

Am folgenden Tag schliefen wir uns richtig aus und machten uns erst gegen Mittag auf den Weg zu einer Heilbutt - verdächtigen Stelle. Dort angekommen mussten wir feststellen, dass kaum Strömung in den Sandrinnen zwischen den Schäreninseln zu verzeichnen war. Aus diesem Grund gestaltete sich die Heilbutt Angelei sehr schwierig, denn Strömung ist das A und O bei dieser Art des Angelns.  Nach ca. 2 Stunden brachen wir aus diesem Grund den Versuch ab, um es an einer anderen Stelle auf Seelachse zu versuchen.

Nach einigem Suchen konnten wir Massen an Kleinfisch ausmachen, in dem zu unserer großen Verwunderung aber kein Großfisch am jagen war.  Der Fisch stand „gestapelt“ bis fast zur Wasseroberfläche, aber weit und breit waren nur kleine und halbwüchsige Fische zu finden. Die Lage gestaltete sich im Vorjahr ganz anders. Da konnten wir Dorsche bis 19 Kilo unter den Futterfischen fangen. Es hieß also wieder Stellungswechsel.  Letztlich zog sich dies durch den ganzen Angeltag. Zwar konnten wir hin und wieder mal einen guten Dorsch oder Seelachs fangen, die großen Erfolge blieben uns aber leider verwehrt. Robert und Thomas pilkten zeitweise etwas tiefer und landeten fast zeitglich je einen stattlichen Lumb am leichten Pilkgerät.

Seelachsfang Bruce

Wir brachen diesen Angeltag bereits am frühen Abend ab, um die gefangenen  Seelachse zu einer leckeren Verpflegung für  den restlichen Urlaub zu verarbeiten. Mittels Spezialmischung vom Fischgewürzhändler und gemeinsamer Arbeit verwandelten wir 10 kg Filet zum allseits? bekannten „Seelachsschnitzel“. (diese roten Fischschnipsel in Öl..!) Eine große Ladung Fischfrikadellen entstand dann auch noch in einer militärisch geplanten Gruppenaktion. Diese waren in den folgenden Tagen eine super Bordverpflegung! 

Der nächste Tag bracht einiges an Wind. Es sollte es auf Heilbutt gehen. Darum machten wir uns auf den Weg in ein nahegelegenes Schärensystem, das Heilbutt - verdächtig und windgeschützt schien. Auf dem Weg dorthin legten wir einen Zwischenstopp ein. Hier waren die Bedingungen ungemütlich und die Drift drückte uns Richtung Ufer. An der ansteigenden Kante zum Ufer hin bekam Robert einen Biss auf einen ganzen Seelachs am Kveite Killer ( spezial Bleikopf / Eigenentwicklung goNorge). Nach kurzem Drill landeten wir einen 90cm Heilbutt. In den Schären konnte später kein Anbiss verzeichnet werden und der erhoffte Windschutz blieb aus. Wir fuhren in den geschützten Aldasund um eine verdächtige Stelle auszuprobieren. Treffer, die ersten großen Seelachse von 80 – 90cm schnappten sich die Speedy Pilker am leichten Gerät und sorgten für krumme Ruten. Fisch war genug da, nur die Beissfreudigkeit hielt sich in Grenzen. Den Gedanken auf den Fang eines weiteren Heilbutt im Kopf, fuhren wir in die Tiefe des Aldasundes. Hier steigt der Grund von weit über 100 Meter auf weniger als 15 Meter an. Über Sandboden versuchten wir ausgiebig unser Glück. Außer einem 12 Kg Dorsch, der auf einen großen Gummitwister biss, war nichts zu holen. Für den nächsten Tag hatten wir große Pläne, so wurde das Ende des Angeltages einhellig beschlossen.

Morgens um 6 Uhr verließen wir planmäßig den Hafen und machten uns geschlossen auf den Weg zu einem etwa 20 km entfernten Seelachshotspot, den wir aus dem Vorjahr gut in Erinnerung hatten. Die drei Boote pflügten mit 35 km/h über die spiegelglatte See. Um 7 Uhr hatten wir die Ruten in den Händen, das Echolot zeigte gute Fische im unteren Drittel des 120 Meter tiefen Wassers über der „Spezialstelle“ und das Meer war glatt. Die ersten Bisse, oft schon beim Ablassen, oder beim schnellen Hochkurbeln, sorgten für ungetrübten Angelspaß. Auf dieses sogenannte Speedpilken waren wir alle gut vorbereitet. Ruten von 20 bis maximal 120 g Wurfgewicht in Längen bis 3 Meter und kleine Stationärrollen oder High Speed Multis, mit 12er geflochtener Schnur bespult,- Pilker von 30 bis 100g an 37er Fluourcarbon Vorfächern. Das sind unsere Zutaten für diesen Vormittag. Zum Halbkreis gekrümmte Ruten und Fluchten mit kreischenden Bremsen, die teilweise mehrere Minuten andauerten. Seelachse unter 80 cm waren die Ausnahme, Fische bis knapp einen Meter Länge und wohlgenährten 7-8 kg ließen die Arme schmerzen und die Drills teilweise bis über 15 Minuten dauern. Die Fische standen später breit gefächert und manchmal musste die Köderfarbe korrigiert werden. Unser Lowrance HDS zeigte Nachläufer und unsere Pilker auf dem Bildschirm. So hielten die Fangerfolge stetig an und Boote von Einheimischen gesellten sich zu uns. Diese angelten mit Paternostern oder der Hand - Juksa mit etlichen Gummimaks und konnten mit diesen Methoden so gut wie keine Seelachse zum Anbiss verführen.

Seelachsfang Jens

Seelachsfang Robert

Wenn wir nicht aufpassten und mit unseren Pilkern in Grundnähe kamen, hatten wir Beifang in Form von Dorsch, Lumb, Schellfisch oder guten Rotbarschen. Gegen Mittag waren die Fischkisten gut gefüllt und der Verstand siegte über das Angelfieber. Schließlich soll der Fisch ja sinnvoll verwertet werden und das setzt nun mal Grenzen. Alle 10 Angler auf den drei Booten hatten etliche gute Fische gefangen und die Stimmung war super. So traten wir nach nur 5 Angelstunden den Rückweg an, um dieser Stelle für diesen Urlaub den Rücken zu kehren.

Doppeldrill Seelachsdrill Robert und Thomas

Seelachsdrill Jens

Nach der Fischverwertung schloss sich abends noch der gesellige Teil an und infolge Dessen schliefen wir am nächsten Tag etwas länger.

Nachmittags und bei schönstem Wetter mussten wir wieder feststellen, dass die Strömung wenig und die dicken Dorsche rar waren. Überall tummelten sich unbehelligt Schwärme von kleinen Lodden, Makrelen, Seelachsen, Rotbarschen und Minidorschen. Über tiefem Wasser am Eingang des Aldersundes fingen wir dann noch einige gute Seelachse und Bruce knackte erstmals die Metermarke.  Von Zeit zu Zeit und in verschiedensten Tiefen bissen mittlere Steinbeisser auf Pilker und Gummiköder.

Auf dem Rückweg zum Hafen befinden sich mehrere Untiefen bis 9 Meter in Sichtweite der Häuser. Vereinzelt konnten wir hier an den Vortagen Pollak fangen. Drei Mitglieder unserer Gruppe waren ausgewiesene Pollack Experten und mithilfe ihrer Tips kamen alle zum Erfolg. Die Untiefen waren aufgrund der geringen Strömung an diesem Abend gut zu beangeln. Gummitwister an 30 Gramm Bleiköpfen und leichtem Gerät zupften wir über die Untiefen und so mancher Köder ging in der Pflanzenwelt dort unten verloren. Der Erfolg stellte sich ein und wir angelten bis weit nach Mitternacht. Die Rufe von Fangerfolgen der anderen Boote schallten zu uns herüber und wir hatten auch Erfolg. Die Pollacks waren alle stattlich und lieferten gute Drills. Die Fischgröße nahm zu und   80 - 90 cm waren keine Seltenheit.  Robert schoss den Vogel ab und konnte nach spannendem Drill einen Pollak von 94cm und 13 Pfund keschern. Leider kamen von diesem Fisch erst im Filetiercontainer Bilder zustande, weil bei aufkommendem Regen und reflektierendem Material des Kälteschutzanzuges im Dunkeln keine brauchbaren Fotos zu machen waren. Ja, das Wetter.. Wind kam auf und es regnete sich ein an diesem angebrochenen Tag.

Deshalb verschlug es uns auch erst abends wieder ins Boot. Der Wind ließ das Wasser endlich stärker strömen und in Sichtweite der Häuser auf dem Fjord fanden wir zufällig einen Schwarm Seelachs bei der Suche nach Dickdorsch. Moderate Tiefen flacher als 100 m und Fisch zwischen 30 und 60 m luden zum Pilken ein. In einer kurzen Beissphase konnten wir sie überlisten,- Seelachse über einen Meter! Nicht viele, aber an leichtestem Gerät ein tolles Drillvergnügen. Robert hatte hier am Ende wieder die Nase vorn und konnte einen Fisch von 108cm und 10kg präsentieren. Auch die besseren Dorsche stellten sich ein. In Grundnähe gepilkt waren Bergmänner von 175 bis 250 Gramm unschlagbar und Fische von 5 bis 20 Pfund sorgten für Angelspaß. Dieses war die Wende der Dorschflaute, im restlichen Urlaub gingen noch einige gute Exemplare auf unser Konto.

Aufgrund des starken Stromes waren die kleinen Untiefen heute schwer zu beangeln, da man innerhalb einer Minute vertrieben war. Wir ankerten spontan und konnten einige Pollak fangen. In den Pflanzen am Grund hielt der Anker gut und ließ sich später erstaunlich leicht lösen. Die dreifache Seillänge im Verhältnis zur Wassertiefe sollte aber auf jeden Fall ausgebracht werden.

Problem: Auf vielen anderen Mietbooten in Norwegen sind zwar Anker vorhanden. Jedoch meist zu kleine und selten ist ein Kettenvorlauf und genügend Ankerseil bereitgestellt. Auf Kvaröy passt die Bootsausrüstung!

So, nun hatten wir Wind und Strömung. Viel mehr Fisch konnte die Gruppe auch nicht mehr verwerten. Somit planten wir einen viertägigen Heilbutt Angriff. Ausdauernd gingen wir zur Sache und fuhren am nächsten Tag sogar eine sehr weite Tour zu einem Gebiet in einem vorgelagerten Schärensystem Richtung offenem Meer. Dieses war laut unserem Vermieter wenige Wochen zuvor ein Garant. Hier angekommen probierten wir alles und überall um zum Erfolg zu kommen. Kein Heilbutt weit und breit, nur kleine Dorsche.  Aufkommender Seenebel mit Sichtweiten von teilweise unter 50 Metern zwischen den Schären ließen sehr unangenehme Gefühle aufkommen. Wir riefen unseren Vermieter an und schilderten unsere Lage. Laut Wetterbericht sollte der Nebel anhalten und noch mehr werden. Wir zogen die drei Boote zusammen und hielten Besprechung. Hier zahlt sich eine gute Vorbereitung aus. Alle Boote hatten genug Sprit dabei, je einen Radarreflektor, Nummer des Vermieters war im geladenen Handy gespeichert und zusätzlich zu den drei Kartenplottern auf den Booten hatten wir noch unser HDS und einen GPS Handplotter. Im engen Verband fuhren wir mit mäßiger Geschwindigkeit. Das mittlere Boot navigierte und die Äußeren hielten verschärft Ausguck nach anderen Schiffen oder Hindernissen. Erfreulicherweise stieg die Sicht auf dem offenen Wasser auf ca. 100 Meter. So erreichten wir sicher den Heimathafen,- und wie soll es anders sein.. Unsere Insel lag in strahlendem Sonnenschein und das Wetter da draußen schien von hier aus schwer vorstellbar. Für heute war Schluss mit angeln und wir veranstalteten eine reichhaltige Grillparty mit anschließendem Besuch der Inselkneipe. Ist schon etwas anders, so eine Gaststätte auf einer norwegischen 60 – Einwohner Insel, wo z.B. Stockfisch an der Garderobe hängt und das Bier aus der Dose eingeschenkt wird. Wir hatten unseren Spaß!

Die nächsten drei Tage versuchten wir dem König der Plattfische rund um unsere Insel nachzustellen und die Ausdauer wurde belohnt. Unsere drei Pollack Experten in Boot 3 hatten alle vorher noch keinen Heilbutt  gefangen und sie fingen jeder genau einen! Der größte war 48 Pfund schwer und lieferte einen super Drill. Alle drei Fische wurden mit Hilfe von hochwertigen Gaff oder Harpune sicher gelandet. Auch auf Boot 2 konnte noch ein Premieren Heilbutt von 80 cm gelandet werden. Diese vier Heilbutt bissen in einer Entfernung von 1500 bis 3200 Metern Luftlinie zu den Ferienhäusern! Boot 1 mit dem goNorge Team hat sein Pulver auf Heilbutt wohl schon im Mai am Nordkap verschossen. Zwei Fehlbisse und der Butt vom zweiten Tag blieben die bescheidene Ausbeute.

Am letzten Tag fuhren nicht mehr Alle aufs Meer hinaus. Einige packten schon in Ruhe die Klamotten. Bei strahlendem Sonnenschein fingen wir noch einige Seelachse bis 95 cm und genossen letztmalig das tolle Wetter und das Bergpanorama. Die Fische des heutigen Tages gingen an unsere Nachbarn, eine urbayrische Anglergruppe, die noch genug Platz in ihren zahlreichen Truhen und Styropor – Fischkisten hatten.

Das Fazit fällt wieder sehr gut aus. Die Anlage und der Service sind mehr als freundlich und durchdacht. Zwei nagelneue Häuser mit spitzen Ausstattung sind dazugekommen und ein zweiter Filetiercontainer samt Hochdruckreiniger steht auch da. Auf freundliche Anfrage wird der Vermieter und Chef der halben Insel in alle Richtungen tätig und hilft wo er kann. Frischer Lachs und Taschenkrebsscheren können zu unschlagbaren Preisen erworben werden. Unsere Gruppe harmonierte gut und jeder fing seinen Fisch. Schöne Fotos und Videos sind entstanden. Das Wetter war meist auf unserer Seite. Top – Fische wurden gefangen,- bis 12kg Dorsche, 10 kg Seelachse, 24 kg Heilbutt, 6,5 kg Pollack, 5 kg Lumb, gute Rotbarsche, Schellfische, Steinbeisser und dicke Makrelen…

Alle diese Fische wurden praktisch in SICHTWEITE zu den Ferienhäusern gefangen!

Die Rückfahrt haben wir dann auch noch störungs- sowie stressfrei gemeistert und auf der Fähre etwas gefeiert. Kvaröy wird uns höchstwahrscheinlich wiedersehen.

Petri Heil wünscht euch das goNorge Angelteam!