Nordkap Juni 2008

Es war wieder einmal Zeit für die große Sommer-Tour. Diesmal sollte die Reise ans Nordkap gehen, genauer gesagt in das kleine Fischerdorf Gjesvaer.

Wir, das heißt Robert, Thomas und Jens von goNorge, verstärkt durch Holger von Speedy-Fish, trafen uns am 25 Juni und schauten uns gemeinsam den Endspieleinzug der deutschen Mannschaft gegen die Türken an. Gegen 1:00 Uhr am nächsten Morgen machten wir uns auf den Weg nach Friedrikshaven, von wo aus wir um 10:00 Uhr mit der Fähre nach Oslo übersetzen. Wir erreichten Oslo am 26. Juni gegen 18:30 Uhr und dann hieß es „auf nach Norden“.

Die erste Etappe führte uns nach Finnland kurz vor die norwegische Grenze, wo wir uns eine Hütte mieteten, um die Nacht dort zu verbringen. Am nächsten Morgen trafen wir uns dort mit Dennis und  Zylle, von  Zylle-Fishingtours, die sich auf dem Rückweg nach Deutschland befanden. Nach einem gemeinsamen Frühstück und einem Update über die Bedingungen vor Ort machten wir uns wieder auf den Weg. An der finnisch-norwegischen Grenze wurden wir von einem freundlichen finnischen Zöllner in die Garage gebeten und mussten den Wagen ausräumen. Diese konnten wir nach ca. 30 Minuten und einem netten Plausch über das Meeresangeln anstandslos verlassen. Wir erreichten Gjesvaer schließlich am 28. Juni um 19:00 Uhr und wurden dort von Kaiserwetter begrüßt.
Nachdem alle Sachen verpackt waren machten wir uns noch am Abend gegen 22:00 Uhr, bei strahlendem Sonnenschein und bestem Wetter, auf den Weg zur ersten Ausfahrt. Wir konnten zahlreiche Dorsche und einen kleinen Heilbutt überlisten und bekamen einen ersten Eindruck von dem schier unermesslichen Fischreichtum dieses Reviers. Gegen 2 Uhr Nachts mussten wir der langen Fahrt Tribut zollen und machten uns auf den Weg zurück zum Haus.
Der nächste Morgen begrüßte uns wieder mit strahlendem Sonnenschein und null Wind. Wir hängten uns an Jonny, unseren Vermieter, der eine Kuttertour mit Gästen machte. Zuerst ging es zur Vogelinsel und anschließend zum Solen, einem Unterwasserberg, der ca. 12 Kilometer  vom Camp entfernt  liegt. Hier erlebten wir eine wahre Sternstunde. Dorsche bis 20 Kilo fanden den Weg an unsere Pilker. Pumpen bis der Arzt kommt, unglaublich! Kaum war man am Grund, war die Rute wieder krumm. Nach ein paar Stunden traten die ersten Ausfallerscheinungen auf. Muskelkrämpfe, Erschöpfung, Rückenschmerzen, dieser Tag ging wirklich an die Substanz! Ich kann mich nur wiederholen, unglaublich! Zu allem Überfluss wurden wir den ganzen Tag über von einer Rotte Schweinswale begleitet, die neugierig unser Boot umkreisten.

Die Krönung dieses Tages sollte eigentlich das Endspiel der Europameisterschaft werden, doch leider ging der Tag aus deutscher Sicht nicht ganz so glücklich zu Ende.
Der neue Tag begrüßte uns wieder mit Sonnenschein. Wir nutzten das gute Wetter und machten uns erneut auf den Weg zum Solen. Hier sollte sich die Sternstunde wiederholen, welche nach Aussage der ansässigen Fischer eigentlich ein ganz normaler Tag war. Dorsche bis 16 Kilo und  wieder ein Heilbutt. Nachdem unsere Arme schmerzten machten wir uns auf die Suche nach Steinbeissern und fanden diese kaum 1 Kilometer entfernt. Auch hier ging es Schlag auf Schlag. Gegen 22:00 Uhr gaben wir uns geschlagen,- selten mussten wir eine Ausfahrt abbrechen weil wir eine Pause brauchten. Aber hier, in diesem Revier, scheint dies an der Tagesordnung zu sein.
Der nächste Tag sollte ganz im Zeichen des Heilbutts stehen, doch leider erwies sich das gezielte beangeln des „Königs der Plattfische“ als sehr schwierig. Ständig „störten“ Schellfische unsere Versuche, so dass wir nach diesem Tag resignierend feststellen mussten: „Es ist einfach zu viel Fisch da, um gezielt auf Heilbutt zu angeln“. Wieder einer dieser Superlative, dem noch einige folgen sollten! An diesem Tag hatten wir neben den Schweinswalen einen Kurzbesuch zweier Tümmler, die in unmittelbare Nähe an unserem Boot vorbei schossen.
Das Motto der folgenden zwei Tage könnte lauten: „Bei schlechtem Wetter verschollen!“

Was tun wenn der Seenebel und aufkommende Winde eine weite Ausfahrt verhindern? Genau: Alternativen suchen war das Motto. Robert hatte den richtigen Einfall und versuchte es mit einer einfachen Plattfischmontage. Um es kurz zu machen, das war das erste Mal, dass wir vom Schollen und Klieschen Angeln Muskelkater hatten!  Die Größe der gefangen Plattfische lag zwischen 45 und 60 cm.  Nachdem wir eine Kiste mit Plattfisch gefüllt hatten brachen wir unsere „Schlechtwetter-Notausfahrt“ ab und machten uns bei leckem Plattfisch einen gemütlichen Abend im Ferienhaus.
Auch der nächste Tag brachte wieder viel Wind, so dass wir beschlossen uns die Umgebung anzusehen. Wann ist man schließlich am Nordkap? Nach einem Abstecher nach Honningsvag, zum Auffüllen der Benzintanks und des Kühlschrankes, streiften wir etwas durch die örtlichen Läden und machten uns schließlich auf den Weg ans Nordkap.
Leider war es auch am folgenden Tag noch zu windig, so dass wir beschlossen erneut auf Plattfisch zu angeln. Neben zahllosen Klieschen und Schollen fanden auch 2 kleine Heilbutt Gefallen an unseren Rekern. Die Anzahl der gefangenen Plattfische war derart hoch, dass wir uns entschlossen, fast alle Fische zurückzusetzen. 18 Schollen ab 50 cm fanden den  Weg in die Fischkiste. Bei einer kleinen „Pilkpause“ konnten dann noch einige gute Dorsche  sowie ein 80 cm Heilbutt auf einen 80 g Speedy Redhead gefangen werden. Wie üblich bei solch kleinen Butts entließ Robert seinen Fang in Freiheit. Dieser Angeltag ist auch im Sonderheft Nummer 27 „Fische + Fjorde“ vom Angelmagazin „Rute + Rolle“ unter dem Titel „Schären voller Schollen“ nachzulesen.
Der neue Tag brachte endlich Wetterbesserung. Zwar konnten wir bei starker Dünung nicht den Solen, sondern nur die nahen Hotspots anfahren, doch auch dort erlebten wir wieder den scheinbar ortstypischen Fressrausch. Fisch gestapelt! Der Bildschirm des Echolot schwarz, das Gerät völlig überfordert die Fischmassen anzuzeigen! Wieder ging es Schlag auf Schlag. Dorsche bis 10 Kilo scheinen hier völlig normal zu sein. Immer wieder gesellten sich gute Steinbeisser zu den Fängen und als Highlight konnte Jens einen ca. 8 Kilo Heilbutt drillen, der leider bei der Landung verloren ging. Nach 4 Stunden mussten wir die Ausfahrt abbrechen, da der Himmel sich wieder verdunkelte.

Richtig traurig war darüber niemand, jeder genoss insgeheim die Möglichkeit sich etwas auszuruhen.
So langsam machte sich Ratlosigkeit breit. Was sollte man tun bei der nächsten Ausfahrt? Wir entschlossen uns es mit ganzen Köderfischen auf Heilbutt zu versuchen, aber schon der Versuch Köderfische an die Angel zu bekommen wurde wieder mit guten Dorschen „bestraft“! Nach einigem Bemühen gelang es uns schließlich ein paar Köderfische zu fangen und wir machten uns guter Dinge die Suche nach „dem„ Heilbutt. Doch egal was wir auch versuchten, es war einfach unmöglich am Dorsch „vorbei zu Angeln“. Wieder und wieder griffen sich große Dorsche bis 16 Kilo unsere Köderfische und brachten uns an der Rand der Verzweiflung. Da die Dorsche im Mittelwasser jagten war es fast egal, in welcher Tiefe wir den Köder anboten. Nebenbei gesellte sich wieder der ein oder andere Steinbeisser dazu, wenn man den Köder grundnah anbot. So ging auch dieser Tag ohne Heilbuttkontakt zu Ende und so langsam wuchs die Erkenntnis, dass dies „leider“ eines der besten Dorschreviere Norwegens ist.

Der neue Tag bracht eine neue „Aufgabe“. Willy, ein deutscher Fischer vor Ort, bat uns ihm ein paar Kilo Dorsch zu fangen, da er in den nächsten Tagen nach Deutschland fahren wollte. Diese „leichte“ Aufgabe nahmen wir dankend an und machten uns wieder auf den Weg zum Hotspot, dem Solen. Wie fast nicht anders zu erwarten krachte es auch an diesem Tag wieder mächtig und wir konnten Willy`s Wunsch erfüllen.

Der letzte Tag vor Ort forderte uns körperlich noch einmal alles ab. Jonny lud uns auf eine Kutterfahrt ein, was wir dort erlebten ist kaum in Worte zu fassen! Fisch, Fisch und noch mal Fisch!  Entweder wurden die Pilker schon beim Ablassen von Dorschen oder Köhlern geschnappt, oder aber die Rute war beim ersten Anziehen des Pilkers vom Grund krumm.So was haben wir in der Ausprägung wirklich noch nie erlebt! Unzählige Dorsche und Köhler bis 16 Kilo schnappten sich unsere Pilker und das alles in Sichtweite des Nordkaps. Nach ca.4 Stunden brachen wir die Ausfahrt ab und machten uns völlig geschafft wieder auf den Weg zurück zur Anlage.
Am nächsten Tag machten wir uns gegen 15:00 Uhr wieder auf den Heimweg über Schweden und erreichten Deutschland ohne Zwischenfälle.

Das Fazit dieser Reise lautet: „Um hier keinen Fisch zu fangen, braucht man einen Pilker ohne Haken!“ Wobei wir uns nicht sicher sind, ob das auch die Dorsche wissen!
Petri Heil!

Euer goNorge Angelteam