Björnafjord September 2008

Der Spätsommer war gekommen und wir wollten unser altes Versprechen wahr machen, dem Björnafjord einen weiteren Besuch abzustatten. Mitte September machten wir uns also auf den Weg, um den Lengs des Fjordes auf die Pelle zu rücken. Mit dem goNorge – Boot im Schlepptau ging es von Cuxhaven nach Hanstholm. Von dort dann per Fjordline – Fähre ab nach Bergen. Diese bot leider in keinerlei Hinsicht die Vorzüge der (leider 2007 eingestellten) Colorline-Verbindung.
Die Seereise und die anschließende Autofahrt verlief ohne besondere Vorkommnisse und so erreichten wir gegen Mittag ziemlich entspannt unser Zielgebiet.

Hier stießen wir dann auf die ersten Schwierigkeiten. Die Slipanlage bestand aus einer provisorischen Rampe und konnte mit dem Auto nicht angefahren werden. Kurzentschlossen schoben wir den Trailer eigenhändig in das 18 °C warme Wasser. Ein Meeresangelteam in Unterhosen, sowas hatte der Vermieter wohl auch noch nicht gesehen und so stand er am Anleger und schaute dem Treiben halb lächelnd, halb fassungslos zu. Nach dem Hinweis, dass der Filetiertisch für die Fische die wir fangen wollten viel zu kurz sei, war er endgültig konsterniert.
Nachdem das Boot im Wasser und ausgerüstet war, machten wir uns am frühen Nachmittag auf zu unserer ersten Ausfahrt. Diese brachte außer einer handvoll Makrelen noch ein paar kleine Leng und Lumb.
Der zweite und dritte Tag war bestimmt von Testdriften, bei denen wir aussichtsreiche Stellen anfuhren. Leider erwiesen sich dies Stellen in der Regel als schlammiger und die Kanten als seichter als in der Seekarte angegeben. Trotzdem konnten wir an diesen zwei Tagen diverse Lumb und Leng überlisten. Dabei maßen zwei Fische, die von Jens und Thomas gefangen wurden, deutlich über einem Meter. Für die Angelzeit die wir aufwendeten jedoch noch ein durchwachsener Einstieg. Die zwischenzeitlichen Pilkpausen brachten ebenfalls nicht das gewünschte Ergebnis. Vorweg gesagt,- auch in den folgenden Tagen konnten auf dem Echolot keine Schwarmfische ausgemacht werden.
Der vierte Tag sollte den Wendepunkt darstellen. Als wir am Ende der ersten Drift unsere Montagen zum Verholen einkurbeln wollten, bog sich Thomas Rute plötzlich zum Halbkreis. Der, oder das was dort in 403 Meter Tiefe am anderen Ende der Schnur hing, leistete keine Gegenwehr, sondern machte sich einfach nur unglaublich schwer! Nach minutenlanger Kurbelorgie waren wir an Bord auf alles gefasst! Von Großleng über Seeteufel bis zum Stein wurde alles gehandelt. Was dann aber durch die Wasseroberfläche brach machte uns alle Sprachlos. Ein Lump von vielleicht 2 Kilo kam zum Vorschein. Dieser enthielt auch keine Überbiss- Spuren. Warum sich die Angel so bog bleibt bis heute ein Rätsel.

Ein paar Driften später, auf ca.140 Meter, stockte Roberts Montage. Einige nachfolgende Zupfer wurden mit einem beherzten Anschlag quittiert. Die 50 lbs Abu Souverän Rute verneigte sich andächtig im Halbkreis. In der ersten Hälfte des Drills nahm der Fisch mehrfach einige Meter Schnur, die Robert nur unter großer Kraftanstrengung zurückgewinnen konnte. Nach ca. 10 minütigem Drill durchbrach der Fisch in einem Abstand von ca. 30 Meter zum Boot die Wasseroberfläche. Glücklich konnten wir den 148 cm Leng landen, der ein Gewicht von 19 Kilo auf die Waage brachte.
Am nächsten Tag wollten wir natürlich wieder dort weitermachen, wo wir am Vortag aufgehört hatten, doch leider spielte uns das Wetter einen Streich! Es war zu schön um wahr zu sein! Kein Wind, keine Drift, kein Fisch, aber eine reelle Chance einen Sonnenstich zu bekommen!! Wir fischten mehre erfolgversprechende Stellen ab, konnten aber keinen Fisch überlisten der nur annähernd das Kaliber des Lengs vom Vortag hatte. Daraufhin probierten wir in flacherem Wasser mit Twistern am leichten Gerät den Pollacks nachzustellen. Hier stellte sich auch schnell ein gewisser Erfolg ein, jedoch waren die Fische alle zu klein und durften wieder schwimmen. Am Bootsanleger angekommen sahen wir, dass unser Vermieter den Filetiertisch um einen Meter verlängert hatte. So hatten wir doch noch ein leichtes Grinsen im Gesicht, als wir den kurzen Fußmarsch zum Haus antraten.
Tag 6 brachte endlich wieder etwas Wind! Nach vielen durchschnittlichen Driften erlebten wir an diesem Tag noch eine wahre Sternstunde! Bei der letzten geplanten Drift an diesem Tag ging es plötzlich Schlag auf Schlag. Ein vehementer Biss nach dem anderen beförderte einige gute Leng über die Reling. Plötzlich gab es einen heftigen Schlag in Thomas Rute, welche sich bedrohlich im Halbkreis zu krümmen begann. Der große unbekannte zerrte dermaßen an der Rute, dass Thomas Schwierigkeiten hatten ihn unter Kontrolle zu halten. Dann ein Ruck, schlaffe Schnur, und Schweigen an Bord! Der Fisch war weg! Während Thomas noch versuchte sich zu sammeln setzte Robert den Anhieb, nachdem sich ein Fisch recht deutlich am anderen Ende der Schnur bemerkbar machte. Wieder musste es etwas großes sein! Nach dem Schnurbruch direkt am Haken von Thomas war die Spannung fast greifbar. Robert drillte den Fisch dementsprechend vorsichtig. Dann, ca. 15 Minuten später, war es soweit. Mit einen riesen Schwall durchbrach der Fisch weit hinter dem Boot die Wasseroberfläche. Unglaublich, unfassbar! Was für ein Fisch! Mit 168 cm und 26,5 Kilo schoss Robert erneut den Vogel ab und fing seinen persönlichen Rekordfisch! Petri Heil!
Der vorletzte Tag, das altbekannte Problem. Kein Wind! Nach einigen Versuchen, die wenig von Erfolg gekrönt waren, entschlossen wir uns einmal die Südseite des Fjordes anzusehen. Wir fuhren zu der Stelle, an der der Hardangerfjord mit dem Björnafjörd verbunden ist. Dort hatten wir zwar Strömung, konnten aber leider nur zwei kleine Haie überlisten. Diese bissigen Gesellen müssen dort in großer Zahl vorkommen, denn so schnell wie dort, sind unsere Haken die Tage zuvor nie „ leergeknabbert“ worden. Das Highlight des Tages war sicherlich die Begegnung mit der Schnellfähre. Unglaublich, mit welcher Geschwindigkeit diese an uns vorbei gebrettert ist.
Der letzte Angeltag und wieder kein Wind! Aus der Not eine Tugend machend, beschafften wir uns Makrelen für den heimischen Räucherofen. Bei den Naturköderdriften konnten wir leider keine weiteren Riesen überlisten, dennoch fällt unser Fazit sehr gut aus für dieses Revier! Zu beachten ist allerdings, dass wir bei unseren zwei Reisen dort keine nennenswerten Dorsche ausfindig machen konnten und der Köhler nicht immer im Fjord umherzieht. Der Björnafjord ist eine gut erreichbare Alternative für alle, die es auf Leng und Lumb abgesehen haben.

Der Vollständig halber sei erwähnt, dass sowohl das Slippen des Bootes als auch die Rückreise ohne Zwischenfälle verlief. Auch der erste Angeleinsatz unseres neuen Bootes kann als gelungen angesehen werden.
Petri Heil, euer goNorge Team!