Großbuttfang am Nordkap Bericht Zylle Fishingtours

Am 07.08.06 geht unsere Reise für die ersten drei los. Bert, Georg (noch nie in Norge gewesen) und Christian fahren ab Kleve mit meinem Sprinter und dem ganzen Angelequipment für 9 Leute Richtung Norden. Sie werden für die Tour bis Alta ca. 3 Tage brauchen.

Am 10.08. fliegen wir verbliebenen 6 endlich los.Da ich die Insel Mageröya auch nur in den letzten Jahren von den Wintermonaten kenne, bin ich gespannt, wie es jetzt im Sommer dort aussieht (ich soll nicht enttäuscht werden). Ich bin froh, als ich die drei Gesichter nach unserer Landung in Alta wiedersehe (der Urlaub kann beginnen).
Obwohl hier oben im Norden die Bäume immer kleiner werden und es am Nordkap gar keine mehr gibt, ist die Landschaft hier absolut atemberaubend. Jetzt sieht man auch jede Menge Rentiere die uns teilweise den Weg versperren.
Hätten sie gewusst, das eines von ihnen bald bei uns als Gulasch auf dem Tisch landet, wären sie bestimmt weggelaufen. Die letzten Kilometer fahren wir durch eine Wand voll Nebel, um dann an der Küste von einer traumhaften Mitternachtssonne empfangen zu werden. Die Anderen gehen schnell zu Bett, ich jedoch sitze noch lange am Steg und genieße es einfach, wieder hier zu sein!!

Erster bis dritter Tag

In den ersten 3 Tagen erleben wir eine wunderbare Fischerei. Wir fangen Dorsche bis zu 15 kg. Einige Heilbutts gehen uns auch an den Haken. Auch die Forellengewässer testen wir. Wir fangen in den teils unberührten Hochlandseen schöne Forellen, die aber leider sehr kleinwüchsig sind.

14.08.2006

Heute fahren wir mit Johnny aufs Meer.
Es ist bewölkt und windig, aber wir können fischen. Wir fangen schöne Dorsche, als ich mich irgendwann umdrehe und sehe, wie Christian schwer am Pumpen ist. Er hat etwas Großes gehakt, denn er drillt schon seit 10 Minuten. Immer wieder zieht der Fisch zum Grund. Das kann nur ein Heilbutt sein, denke ich mir. Leider verliert Christian diesen Fisch nach weiteren 10 Minuten.

15.08.2006, der fünfte Tag

Wir fahren auf See. Es ist wieder fast windstill, die Sonne scheint T-Shirt-Wetter. Was will man mehr?
Wir fahren auf die Stelle, wo Christian den großen Fisch verloren hat. Auf dieser Stelle stehen heute wieder eine Unmenge von Fischen . Unter uns wimmelt es von Millionen und abermillionen von Mini-Seelachsen, Dorschen usw.
Die Dorsche, die wir fangen, haben die Mäuler voll von Seenadeln, die ihnen sogar aus den Kiemen wieder herauskommen. Wir sind heute wieder bei Ebbe herausgefahren, d.h., die Flut kommt und hier am Ausgang eines großen Fjordes haben wir jetzt eine extreme Strömung. Mein Pilker ist am Grund. Sofort habe ich einen Fisch gehakt. Ich lasse die Montage noch am Grund in der Hoffnung auf einen größeren Überbeißer. Nichts tut sich.
Als ich den kleinen Dorsch dann an der Wasseroberfläche habe, kommt plötzlich ein Heilbutt (wir schätzen ihn auf ca. 40 kg) hinter dem Pilker hergeschossen. Wahnsinn!!! Alle versuchen noch, diesen zu haken aber so schnell er da war, so schnell ist er auch wieder verschwunden. 10 Minuten später das gleiche, wieder hake ich einen kleinen Fisch.

Ich hole ihn hoch. Auf meiner digitalen Multirolle stehen noch 20 Meter, als plötzlich ein Schlag durch meine Rute geht. Ich weiß es sofort, das ist einer von den Großen. Bis der Heilbutt merkt, dass er am Haken hängt, vergehen bestimmt 2 Sekunden, in denen ich es noch schaffe, die Bremse ein wenig zu lockern. Was dann folgt, ist eine rasende Flucht von 300 Metern.
Ich rufe zu Johnny, unserem Bootsführer, er soll den Rückwärtsgang einlegen. Wir fahren dem Fisch bestimmt nochmals 500 Meter hinterher. Die Minuten vergehen bis ich den Fisch auf 80 Meter herangedrillt habe. Noch eine rasende Flucht und 150 Meter sind wieder weg von meiner Multi.
Ich fische mit einer Shimano Twin Power 20-30 lbs, der ich alles abverlange. Gedanken schießen mir jetzt durch den Kopf. Wie sitzt der Haken? Wie sind die Knoten? Hast du alles noch mal überprüft vor der Ausfahrt usw.
Zwischendurch sage ich zu meinen Freunden, wenn ich den herausbekomme, dann ... (es soll ein teurer Abend werden!!!)
Nach der dritten Flucht bekomme ich den Fisch endlich etwas näher -denke ich. Die digitale Anzeige steht auf Null. Ich rufe zu Richard, der die ganze Sache filmt, er müsse den Fisch doch schon sehen, so klein kann er doch nicht sein. Die Geflochtene hat sich so fest aufgespult, dass wahrscheinlich noch mindestens 30 m draußen waren. Im gleichen Moment reißt er mir wieder 70 Meter von der Rolle. So langsam werden die Fluchten kürzer. Dann, auf einmal, das Unfassbare: Die Schnur hängt plötzlich schlaff durch! Ich schreie Sch....!!! Nein, der Heilbutt hat sich nur gedreht, er ist noch am Haken!

Mittlerweile drille ich schon über eine Stunde. Nach weiteren 20 Minuten kommt der Fisch langsam immer höher. Bei ca. 20 Metern merke ich zum ersten Mal, dass ich diesen Kampf gewinnen kann. Zum ersten Mal können Richard und Johnny den Fisch sehen. Die Wörter, die sie sagen, kann man sich am besten auf dem Video anhören... Die Stimmung, die jetzt herrscht... man kann die Luft fast schneiden... super! Absolut spannende Situation! Jetzt geht es nur noch mit Teamwork. Der riesige Butt ist an der Oberfläche, Johnny setzt einen Haken ins Maul.

Jetzt weiß ich, wir haben ihn! Ein lauter Jubelschrei geht über meine Lippen. Aber noch ist der Heilbutt nicht im Boot. Ein wildes Durcheinander herrscht an Bord. Gaff, Handgaff... mit vereinten Kräften gleitet dann endlich der Fisch ins Boot. Wir liegen uns in den Armen...
Ein Traum ist wahr geworden. Es wird immer geschrieben, dass die großen Heilbutts wie wild im Boot um sich schlagen. Das gilt aber wahrscheinlich nur für Tiere, die nicht mit der Angel ausgedrillt wurden. Dieser hier liegt im wahrsten Sinne des Wortes völlig platt an Bord. Ich bin froh, dass unser Boot etwas größer ist. Was wäre, wenn wir diesen Heilbutt mit einem 5-m-Boot bei Wellengang gehakt hätten. Zu diesem Problem wäre es dann zwei Tage später fast gekommen...

Zunächst aber fahren wir zurück in den Hafen. Der Heilbutt hat eine Länge von 180 cm und wiegt 150 Pfund. Natürlich überlegen wir, was wir nun mit der Menge an Fisch tun sollen. Allen Kritikern zum Trotz. Johnny, der Norweger, bekommt Kopf, Bauch und Schwanz . Für uns bleiben noch 50 kg Filet, welches wir auf 11 Personen aufteilen können, wodurch sich die Menge schnell relativiert.

Es kommt, was kommen muss. Wer Versprechungen gibt, muss sie auch einhalten. Ich wusste aber nicht, wie viele norwegische Freunde ich doch habe. Wie gesagt, es wurde ein teurer Abend!!!

Am nächsten Tag fahren wir mit dem Sprinter zum Nordkap. Schaut euch die Bilder an. Hier sollte man doch einmal im Leben gewesen sein.

Freitag, 18.08.06

Gegen 20:00 Uhr fahren Uwe, Richard und Christian noch mal aufs Meer. Sie sind mit dem kleinen Boot unterwegs. Gegen 21:00 Uhr bekommen wir einen Anruf von Uwe mit den Worten: „Richard hat auch einen gehakt“. Zuerst glaube ich, Uwe verar.... mich, aber als ich die kreischende E-Rolle von Richard durchs Handy höre, glaube ich ihnen. Wahnsinn, in einer Woche ist es schon der dritte große Heilbutt, den wir haken können.
Sofort rennen Willy und ich mit Videokamera bestückt zum Boot. Als wir nach einiger Zeit an der Stelle sind, wo wir sie vermuteten, war nichts!! Ich versuchte, die Drei wieder über Handy zu erreichen. Der Heilbutt hatte das Boot schon einige Zeit hinter sich hergeschleppt und so entdeckten wir sie mit Lichtzeichen bestimmt 2 bis 3 Kilometer weiter draußen. Als wir dann endlich zu ihnen stoßen -es ist bestimmt schon über eine Stunde vergangen -ist die Freude um so größer, dass alles stimmt, was die Drei am Handy erzählten. Die See ist wieder spiegelglatt. Ich nehme alles auf Video auf . Wieder ist es dieses klasse Gefühl -die Spannung, die uns alle in ihren Bann zieht. Ich mache mir mittlerweile Gedanken, wie wir diesen Fisch wohl bändigen werden. Auf jeden Fall haben wir alles Wichtige dabei. Dieser Fisch ist bis jetzt noch nicht einmal oben gewesen... Wahnsinn! Wie groß... Dann höre ich nur noch: „Er ist ab!!!“ Totenstille! Die komplette Montage ist noch dran. Dieses Mal hat der Fisch den Kampf gewonnen und ist einfach ausgestiegen. Richard sagt nur: „Neuer Tag neues Glück!“

Letzter Tag

Heute organisieren wir eine Abschiedsfeier. Es gibt Bacalau.
Wieder geht ein Urlaub in Norwegen zu Ende.
Alle wollen nächstes Jahr wiederkommen ins Land unserer Träume.

Fazit der Reise

Es war wieder einmal traumhaft schön. Ich glaube, sagen zu dürfen, dass wir hier am Nordkap ein tolles Gebiet für wirklich große Heilbutt gefunden haben. Es liegt am Ausgang eines großen Fjordes, hat eine starke Strömung und es ist max. 70 m tief. Es wurde schon viel über den Fang von Heilbutt berichtet, ich glaube, dass man sie wirklich nur da gezielt befischen kann, wo sie auch jagen und fressen .Wir haben in den 10 Tagen mehrere Heilbutts bis 8 kg gefangen, 3 große Heilbutts haken können, einen von 40 kg haben wir gesehen, wovon wir einen mit 150 Pfund landen konnten.

Ich freue mich schon auf nächstes Jahr!!!