Skarsvag Juli 2011

Nach nur 5 Wochen Angelpause reiste das goNorge Team abermals in den hohen Norden. Am 08.07. trafen wir uns in Berlin, um von dort über Oslo nach Alta zu fliegen. Selbst kleinere Verspätungen und überfüllte Flughäfen konnten der guten Stimmung nichts anhaben. Spät abends übernahmen wir den Mercedes Vito von Zylle Fishingtours und fuhren von Alta nach Skarsvag, dem nördlichsten Fischerdorf der Welt, welches sich unweit zum Nordkap befindet. Um 01 Uhr nachts und bei  Sonnenschein nahm uns der norwegische Vermieter in Empfang. Es folgte eine nette und vollständige Einweisung. Das geräumige Haus ist frisch renoviert, es verfügt über zwei gute Boote mit 17ft/50PS + 19ft/90PS, einen großen beheizten Filetierraum und eine Frostkammer mit minus 20 Grad groß wie eine Garage,- hier ist für alles gesorgt. Nach etwa 24 Stunden, die unsere Reise nun komplett gedauert hatte, fielen alle in die bequemen neuen Betten.

Der Samstag startete mit einem ausgiebigen Frühstück. Danach folgte der Ernst des Lebens,-  Angelsachen klarieren, Boote ausrüsten und alles für die erste Ausfahrt herrichten. Geistig vorbereitet auf kühles Nordkapwetter schwitzten wir bei über 25 Grad und strahlendem Sonnenschein. Auf dem Meer wurde es nicht besser. Der leichte Wind wehte mal kühle Meeresluft, dann schwül-warme Hitze über das Wasser und uns war in den Ki-Elements Anzügen heute sicher nicht zu kalt. Zum Glück sind die Anzüge atmungsaktiv und so konnten wir die Hitzewelle gut verschwitzen.

Bei günstigen Bedingungen fuhren wir direkt vor das Nordkap, um unser Heilbutt-Glück in Tiefen von 40 – 80 Meter zu versuchen. Eine Stunde später kam der erste Butt im glasklaren Wasser ans Boot,- leider nicht mit einem Haken im Maul, sondern neugierig einem gehakten Dorsch hinterher. Man schaute sich kurz in die Augen und der Plattfisch tauchte unaufgeregt wieder ab. Nordnorge typisch bleiben Pilkbemühungen hier nicht lange ohne Fisch. Mit hoch geführten Royber Jigs und ganzen Köhlern am Kveite-Killer System kann man Bisse von halbstarken Fischen fast ganz ausschließen. Dorsche bis 13 Kilo stiegen immer wieder vom Grund auf und schnappten die Royber Jigs. Über 75 Meter Wassertiefe bekam Robert einen harten Biß auf einen Royber 350g Farbe Seelachs und die Bremse seiner neuen Jigging Master Multi konnte erstmals in Aktion treten. Nach kurzem Drill lag ein 16 kg Heilbutt im Boot.


Ein Versuch über tieferem Wasser brachte später einen Köhler von 7,5 kg. Hier war die Abdrift aber so stark, dass ein kontrolliertes Angeln mit Gummiködern nicht möglich war. Ein 80 cm Heilbutt markierte den Abschluss dieses ersten Angeltages.

Heilbuttdrill incl. Release

Der Sonntag begrüßte uns wieder mit Südsee Wetter und wir stachen erneut in See. Jens konnte einen Meter Heilbutt mit Köhler am KveiteKiller  überlisten. Bei felsigem Grund und 75m Tiefe tummelten sich hungrige Steinbeisser bis 80cm. Von diesen urigen Gesellen landeten 13 Stück im Boot und die größten Sechs in der Fischkiste. Da sich ein Gewitter mit schwarzen Wolken und entfernten Blitzen ankündigte, brachen wir den Angeltag vorzeitig ab. Bei absinkendem Luftdruck und Wetterwechsel ließ die Beissfreudigkeit der Fische ohnehin stark nach.

Heilbuttdrill vor Skarsvag

Zusammenfassung 1 Angeltag

Der Montag bot scheinbar gutes Angelwetter,- Windstille und kühlere Temperaturen. Wenn da nicht Seenebel mit Sichtweiten unter 10 Meter gewesen wäre…  Wir nutzten die Zeit und unser Vermieter Leif zeigte uns die örtliche Fischfabrik von innen. Hier wurden gerade Königskrabben vom Schiff  in Wassercontainer verpackt und für den LKW Transport vorbereitet. Drei dieser martialischen Burschen durften wir uns für´s Mittagessen aussuchen. Robert zerlegte die Krabben nach kurzer Einweisung in ihre leckeren Einzelteile.

Der Nebel verzog sich gegen Mittag immer mehr und wir bereiteten die dritte Ausfahrt vor. Plötzlich war der Nebel weg und der Wind frischte merklich auf. So wurde beschlossen, nicht zu weit vom Hafen entfernt ein paar leckere Küchendorsche für die Filetkiste zu fangen. Bergmannpilker und kleine Royber Jigs verführten Dorsch um Dorsch. Viele rote Tangdorsche waren darunter und die Metermarke knackten wir auch mehrmals. Dann gab Jens Heilbutt Alarm. Nach hartem Drill tauchte weit in der Abdrift ein 10Kilo Dorsch auf, der sauber im Schwanz gehakt war. Kurze Zeit später passierte es dann tatsächlich und Robert fing einen 6 Kilo Plattfisch auf 175g Bergmann. Der immer stärker werdende Wind drehte von Süd auf West und eine unangenehme Kreuzsee baute sich auf. Ein 5 Kilo Steinbeisser auf Köderfisch am Kveite­-Killer war der letzte Streich für heute. Starker Regen setzte ein, wir machten die Boote im Hafen fest und versorgten die Fische. Danach verputzten wir die letzten Königskrabben – Beine und hatten einen netten Abend.

Dienstag ging es Jens gar nicht gut und unser Vermieter fuhr ihn netterweise nach Honnigsvag zum Arzt. Dieser päppelte Jens soweit wieder auf, dass wir mittags in See stechen konnten. Der Seegang und die günstige Wettervorhersage erlaubten es uns heute, direkt vor das geographische Nordkap zu fahren. Lumbs und Steinbeisser gab es dort reichlich, doch das Ziel war ein Anderes. Bei kräftiger Strömung hatten wir bisher unsere besten Erfolge auf Heilbutt, doch genau diese zog heute so gar nicht. Jens verlor einen Heilbutt im Drill. Thomas rettete die Serie (seit dem 1.Angeltag des Urlaubes im Mai pro Ausfahrt mindestens 1 Heilbutt vom goNorge Team) dann doch noch. Ein XXL Royber Jig Gummifisch reizte einen 16 Kilo Heilbutt zum Anbiss. Nach einer kräftigen Flucht gelang die Landung recht zügig. Einige nette Dorsche sorgten für gelegentliche Abwechslung.

Thomas drillt einen 14 Kilo Heilbutt

Das Wetter – Wirrwar setzte sich auch an diesem Mittwoch fort. Deutlich kühler wehte ein frischer Nordwind, der im Tagesverlauf auffrischte und auf West drehte. Der Seegang erlaubte keine große Ausfahrt. Jens blieb krank im Bett,- so fuhren wir mit dem größeren Boot zu Dritt. Die Mühe wurde belohnt und zahlreiche gute Fische konnten gelandet werden. Besonders Royber Jigs in den kleineren Formaten fingen heute die großen Fische. Dorsche bis 17kg, Steinbeisser bis 5kg, Schellfische und ein kleiner Heilbutt konnten den Gummies nicht widerstehen. Eine unangenehme Kreuzsee zwang uns zur Aufgabe.

Beim späteren Halbfinalspiel der Frauen Fußball WM ging uns immer wieder der Fernsehempfang verloren. Bei der Fehlerbeseitigung erregten wir ein wenig die Aufmerksamkeit der Einheimischen. Robert und Thomas hielten eine große Leiter auf der Jens stand, um ein Seil um einen Baum zu legen. Dieser wehte mit seinen Ästen im starken Wind immer wieder vor die Sattelitenschüssel und musste ein wenig in seiner Haltung korrigiert werden,- mit Erfolg! Ein netter Grillabend rundete den Tag ab. Koteletts, Spieße und frischer Salat,- man kann es sich schon gutgehen lassen..

Am Donnerstag wehte der Wind zwar günstig von Süd-West, aber leider mit 8 / in Böen 10 Windstärken. Von „Angelstress“ war leider nichts zu spüren. Am frühen Nachmittag hielt es Jens und Robert nicht mehr im Ferienhaus und eine Ausfahrt mit dem Ziel „Flunder für´s Abendessen“ wurde vorbereitet. Robert knüpfte einige einfache Vorfächer und Jens besorgte Köder-Reker vom Vermieter. Unweit vor der Hafenausfahrt befinden sich einige Bojen an Ankern, wo Schiffe festgemacht werden können. Nach drei Versuchen war unser Boot an der richtigen Boje angebunden und es zupfte verdächtig an den Rutenspitzen.  Jetzt passierte mal wieder das, was Angeln so speziell macht. Zwei Angler sitzen nebeneinander im Boot und angeln mit den gleichen Montagen und Ködern. Robert fängt einen platten „Zielfisch“ (Flunder, Kliesche, Glattbutt, Scholle)  nach dem anderen und Jens nicht Einen. Dafür angelt er sich durch eine bunte Palette von Fischarten,- Dorsch, Schellfisch, Wittling, Steinbeisser und Köhler. Dann war Robert´s Rute nach einem zarten Anbiss plötzlich richtig krumm und nach munterem Drill landete eine 68 cm lange Scholle im Boot,- goNorge Teamrekord! Zum Schluss konnte Jens dann doch noch mit einer Flunder seinen Teil zum Abendessen beisteuern. Diesen Sturmtag hatten wir nicht aufgegeben und sind belohnt worden! Da für den nächsten Tag noch schlechteres Wetter angesagt war, ließen wir es uns Abends bei paniertem Plattfisch aus der Friteuse und einigen Drinks gutgehen.

Freitag wehte draußen alles weg, was nicht gut angebunden war. Ausschlafen und gemütlich frühstücken, dann ein wenig aufräumen und alles für den nächsten Angeltag vorbereiten,- mehr war heute nicht möglich…

Samstag flaute der Sturm dann ab und gegen Mittag war es wieder gefahrlos möglich, auf das Meer hinaus zu fahren. Gestern war Vollmond und endlich herrschte wieder eine nennenswerte Strömung. Nach zwei Sturmtagen waren die Möwen ausgehungert, weil sie an den Fischkuttern keinen Abfall erbeuten konnten. Ungewöhnlich frech landeten einige Exemplare in und auf unseren Booten und inspizierten die Fischkisten. Die Fische waren auch in Beißlaune. Dorsche bis 17kg und Schellfisch in Massen. Ein stattlicher Heilbutt ging im Drill verloren. Später stach dann der tote Seelachs am KveiteKiller System zwei Mal. Ein knapp maßiger Heilbutt bekam seine Freiheit wieder. Dann durfte die Bremse an der Multi von Jens zeigen, was sie kann. Nach einigen Minuten spannendem Drill testete Robert dann die neue, verbesserte goNorge Harpune. Unser Vermieter hatte morgens den Wunsch nach frischem Heilbutt geäußert. Er durfte sich über diesen Butt von 130cm und 23 kg freuen.

Heilbutt 23 Kilo Jens

Dieser Sonntag lud uns früh zum Angeln ein. Wenig Wind, mäßige Altdünung, trocken mit sonnigen Abschnitten und weiter kräftiger Strömung. Das behagte auch den Meeresbewohnern. Gleich zu Anfang verfolgte ein guter Heilbutt einen Dorsch am Royber Jig bis unter das Boot. Nach einer Inspektionsrunde und einem Probebiss in den Dorsch schwamm er wieder Richtung Grund. Schweinswale tauchten immer wieder in der Nähe auf und die Finne eines Zwergwales bekamen wir auch noch zu sehen. Heute mochten die Heilbutte den Royber Jig Größe L in 250g mit Schaufelschwanz in Glow Pink,- und dieser befand sich an Robert Rute… Der erste Butt biss und zog zum Grund. Dort blieb er stehen und schlitzte nach kurzer Zeit leider aus. Da die Dorsche den Köder auch interessant fanden, filmte Robert sich selber, um die Anbisse der Halbstarken auf Video zu bannen. Wie es so beim Angeln üblich ist in solchen Situationen (analog essen, telefonieren, pinkeln, Seekarte studieren etc.), biss jetzt prompt ein 90cm Heilbutt und zerrte an der Rute. Thomas übernahm mit seiner freien Hand die Kamera und filmte den kurzen Drill weiter. Für diese Frechheit landete der Fisch abends auf unseren Tellern. Der gleiche Köder, der nächste Plattfisch. Ein Exemplar von 13 kg sorgte für Freude und sollte der letzte Heilbutt der Reise sein. Kurz darauf sahen wir ca. 20 Meter vom Boot entfernt einen großen Butt, der direkt an der Wasseroberfläche hinter kleinen Fischen herjagte. Kurios und beeindruckend, so etwas bekommt man nicht oft zu beobachten. Ein toter Köhler an freier Leine wurde leider verschmäht.

Erklärvideo zum Royberjig mit Anbiss

Die platten Könige unter den Fischen in Norge waren in Beißlaune, die Wettervorhersage für die nächsten Tage ideal und der heutige Angeltag noch nicht zuende,- und wir mussten zurückfahren um die Rückreise nach Deutschland vorzubereiten. Grausam!

Der Flieger sollte am Montagmorgen um 9 Uhr abheben. Boote schrubben, Hütte putzen, Angelsachen demontieren und reinigen, Klamotten packen, essen und kurz schlafen. Schon war es vier Uhr und der Wecker schellte. Unser Vermieter fuhr uns freundlicherweise nach Alta und der Flieger war pünktlich. In Oslo waren dann einige Gepäckstücke von uns auf dem Band, die da nicht hätten sein sollen. Nachdem wir mit einem freundlichen Mitarbeiter des Airports das Label Gewirr entschlüsselt hatten, welches die blonde Mitarbeiterin in Alta verursacht hatte, checkte er unser Gepäck bevorzugt erneut ein. Super netter Service, denn es war die Hölle los an den Schaltern!

In Berlin fehlte dann trotzdem das Reisegepäck von Jens. Wenn alle Rollen und anderes hochwertiges Zubehör darin sind, macht man sich schon Sorgen, da so ein Gepäckstück auch nur bis 1000 Euro versichert ist. Aber alles wendete sich zum Guten, wir kamen nachts heil Zuhause an und die Alubox von Jens per Post vier Tage später.

Fazit: Eine sehr gute, empfehlenswerte  Adresse in Skarsvag, um einen netten  Angelurlaub an der Barentsee zu verbringen. Für die erste Saison ist schon an fast alles gedacht und der Service sehr gut. Das haben wir an anderer Stelle auf der Insel Mageroya schon wesentlich schlechter erlebt. Die Angelei gestaltete sich sehr gut, auch wenn uns das Wetter nicht allzu gnädig war und der ersehnte Großfisch ausblieb. An dem örtlichen Werbespruch „Woanders macht der Fisch nur Urlaub, hier ist er Zuhause!“ ist auf jeden Fall viel Wahres dran.

Es grüßt euer goNorge Team!