Multirollen

Wenn wir uns z.B. einmal die Seilwinde betrachten, mit der tonnenschwere Boote auf Trailer gezogen werden, fällt etwas ins Auge. Das Prinzip ist dem einer Multirolle durchaus ähnlich!

Im Gegensatz zu Stationärrollen wird bei Multis die Kraft auf dem direkten Weg übertragen. Die Schnurspule ist beidseitig geführt und gelagert. Die Kraft der Kurbel überträgt sich in einer geraden Linie, über ein Getriebe, auf die Schnurspule. Und von dieser läuft die Schnur dann geradeaus durch den untersten Rutenring.

Die Multirolle wird so eng wie möglich am Rollenhalter angebracht. Somit verwindet sich, aufgrund des kleineren Hebels, von Rute zu Rolle weniger als eine Stationärrolle.

An einer Multirolle, die für harte Einsätze beim Tiefseefischen oder Big–Game Angeln gedacht ist, wird sinnvoller weise auf alles verzichtet, was kaputt gehen kann. Die höchst mögliche Festigkeit verspricht ein einteiliger Rahmen.
 
Eine Multi sollte haben/ bestehen aus:

  • Rahmen aus Alu oder hochfesten Verbundwerkstoffen
  • Schnurspule aus Alu gefräst
  • Kein oder wenig Plastik an der gesamten Rolle
  • Getriebe komplett aus Edelstahl, Messing oder Vergleichbarem
  • Griffige Kurbel
  • Gut dosierbare Bremse mit mögl. großen Bremsscheiben
  • 4 oder mehr Salzwasserfeste Kugellager sollten drin sein
  • zuschaltbarer Clicker als Bissanzeiger beim Schleppen

Eine Multi kann haben:

  • automatische Schnurführung, Verlegung der Schnur mittels Daumen entfällt
  • Tiefenzähler, zeigt (mehr oder weniger genau) die Länge der ausgebrachten Schnur in Fuss oder Metern an
  • Harnes-Ösen, wenn die Verwendung eines Schultergurtes zum Einhaken der Rolle angedacht ist (sinnvoll bei großen Tiefen/hohen Belastungen) 
  • Zwei Übersetzungen/Gänge
  • Rollenklammer, zur zusätzlichen Befestigung am Rollenhalter, sinnvoll bei hohen Belastungen/schwachen Rollenhaltern

Eine Multi wird üblicherweise auf der Rute gefischt, ein Stationärrolle unter der Rute.

Ob die Bremskraft mittels Sternbremse oder Schiebebremse (auch genannt Hebelbremse, Lever Drag) dosiert wird, ist Geschmacksache.

Wir Favorisieren die Schiebebremse!

Auch ob mit Links oder Rechts gekurbelt wird, kann jeder selber mit sich abmachen. Nur sind fast alle Rollen am Markt Rechtshand Modelle, die günstiger und in größerer Vielfalt zu haben sind.

Ist der Angler gewillt, sich von der „Linkskurbelei“ einer Stationärrolle auf rechts bei einer Multi umzustellen, so hat er dieses meist nach wenigen Angeltagen vollständig verinnerlicht.

Qualität kostet auch hier wieder Geld.

Ab ca. 80 Euro geht der Spaß bei kleinen und mittleren Modellen los. Wir fischen in Norwegen nur noch Modelle, die meist deutlich über 200 Euro kosten. Gute Qualität hält fast ewig und hochwertiges Gerät angelt sich leicht und kraftvoll. Defekte kommen kaum vor und bei Großfischen kann man sich auf seine Rolle verlassen.  

Grundsätzlich gilt, je mehr Plastik verbaut wurde, umso anfälliger wird die Rolle. Fragen sie ihren Händler, ob er die Rolle aufschraubt, damit Sie einen Blick ins Innere werfen können.

Für Qualität spricht auch hier beigelegtes Werkzeug, Explosionszeichnungen, Fette/Öle, Garantiekarte, Rollentasche und andere Aufmerksamkeiten. Einige gezielte Nachforschungen im Internet können auch helfen, um untaugliches Gerät vor dem Kauf auszusortieren.

Tip: Schnur mit kräftigem Gegenzug aufspulen und die Rolle gut füllen. So schneidet die Geflochtene später bei Belastung nicht in die unteren Lagen ein. Eine reichliche Schnurlänge erlaubt auch nach Abrissen ein Weiterangeln. Beispiel: Wenn bei 500 aufgespulten Metern ein Abriss beim Tiefseeangeln an der Rutenspitze erfolgt, reicht der verbleibende Rest eventuell nicht zum sicheren Weiterfischen. Auf unseren großen Multirollen befinden bis zu 1200 Metern,- so ist man auf der sicheren Seite.